Freundeskreis Güdingen e.V.


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Sucht und Abhängigkeit

Der Begriff Abhängigkeit steht in der Medizin für das unabweisbare Verlangen nach bestimmten Stoffen oder Verhaltensformen, durch die ein kurzfristig befriedigender Erlebniszustand erreicht wird. Diesem Verlangen werden nach Verständnis der Weltgesundheitsorganisation die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und kann die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen eines Individuums beeinträchtigen oder zerstören, was sehr häufig der Fall ist. Abhängigkeit wird von der WHO als Krankheit eingestuft und nicht als Willen- oder Charakterschwäche.

Die WHO definiert Abhängigkeit als „einen seelischen, eventuell auch körperlichen Zustand, der dadurch charakterisiert ist, dass ein dringendes Verlangen oder unbezwingbares Bedürfnis besteht, sich die entsprechende Substanz fortgesetzt und periodisch zuzuführen.“

Den sogenannten stoffgebundenen Abhängigkeiten (z. B. der körperlichen Alkohol-, Nikotin-, Heroinabhängigkeit sowie der psychischen Cannabis- und Kokainsucht) kommt dabei eine repräsentative Bedeutung zu. Sie veranschaulichen in drastischer, aber zugleich auch einschränkender Weise eine Erscheinung, der man auf fast allen Gebieten des menschlichen Erlebens und Verhaltens begegnen kann. Ob Arbeiten, Sammeln, Kaufen, Spielen, Essen oder Sexualität – fast jede Form menschlichen Interesses kann sich zu einer Abhängigkeit steigern, der Krankheitswert zukommt. Bei den letztgenannten Abhängigkeiten spricht man von Verhaltenssüchten. Übermäßig ausgeprägte Persönlichkeitseigenschaften wie Machtstreben oder Bindungsbedürfnis werden dagegen als Bestandteil von Persönlichkeitsstörungen angesehen.

Im offiziellen Sprachgebrauch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) existierte der Begriff „Sucht“ von 1957 bis 1963. Danach wurde er durch „Missbrauch“ und „Abhängigkeit“ ersetzt.  In wissenschaftlichen Arbeiten wird der Begriff „Sucht“ daher nicht mehr verwendet. Umgangssprachlich werden Abhängigkeit undSucht synonym verwendet, Sucht ist weit verbreitet.

Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde der englische Begriff für Sucht (addiction) durch den englischen Begriff für Abhängigkeit (dependence) ersetzt. Im Deutschen jedoch ist sprachlich weiterhin die Unterscheidung zwischen Abhängigkeit und Sucht möglich und üblich: Abhängigkeit beschreibt überwiegend die pharmakologische Seite des Phänomens, Sucht schließt alle seelischen und sozialen Begleit- und Folgeerscheinungen ein.

unterscheidet zwischen psychischer (seelischer) und physischer (körperlicher) Abhängigkeit:

Seelische Abhänigkeit ist der unbezwingbare Drang, sich die Substanz um jeden Preis, z.B. auch durch kriminelle Handlungen oder Prostitution, zu beschaffen und einzunehmen. Der Konsum erfolgt mit dem Ziel des Losgelöstseins, des Wohlbefindens, der Euphorie. Später, und oft sehr bald, geht es nur noch um die Tilgung der im Entzug auftretenden tiefen Mißstimmung und Niedergeschlagenheit. Folgen psychischer Abhängigkeit sind u.a. die Einengung der Interessen auf das Suchtmittel und der Verlust familiärer und beruflicher bzw. schulischer Interessen sowie der Wechsel der Freunde (“Saufkumpel”, “Szene”).Typisch ist auch die Unwahrhaftigkeit bezüglich Menge und Häufigkeit der Stoffeinnahme und der Abhängigkeit als ein weiteres Symptom der Sucht (!), nicht als Charaktereigenschaft der Betroffenen.

Seelische Entzugszeichen sind “Stoffhunger”, der Drang zu erneuter Drogeneinnahme, der überwältigend werden kann, Unruhezustände, Getriebenheit, Gereiztheit, Angst, depressive Verstimmungen bis hin zu Selbstmordgedanken, Schlaflosigkeit, u.a. Daneben gibt es weitere substanzspezifische Symptome. Es sind vor allem die seelischen Entzugserscheinungen, die Abhängige immer wieder zum Konsum ihres Suchtmittels nötigen und gegen ihren tieferen Wunsch abhängig halten.

Bei körperlicher Abhängigkeit reagiert der Körper auf die ständige Gifteinnahme mit Gegenregulationen des Stoffwechsels. Die bei plötzlichem Entzug des Suchtgiftes überschießende Gegenregulation erzeugt die meisten Entzugssymptome. Sie klingen bei erneuter Suchtmittelzufuhr schnell ab. Ein Vorzeichen körperlicher Abhängigkeit ist die Gewöhnung mit Toleranzentwicklung und Dosissteigerung. Durch die Anpassungsvorgänge des Stoffwechsels werden schließlich sonst tödliche Dosen des Suchtmittels vertragen (toleriert). Abhängige reagieren, um die gewünschte Wirkung dennoch zu erleben, mit Dosissteigerung.

Körperliche Entzugerscheinungen treten nur bei Suchtmitteln mit Toleranzausbildung auf. Dazu gehören vor allem Opiate (z.B. Heroin), Alkohol, Babiturat-Schlafmittel und viele weitere Dämpfungs- und Schlafmittel sowie angstlösende Beruhigungsmittel. Im Vordergrund stehen - nicht nur bei den Opiaten - überschießende Reaktionen des vegetativen Nervensystems: Unruhe, weite Pupillen, Schweißausbrüche, Gereiztheit, Frieren, Zittern, Schwindel, Abgeschlagenheit, Schlafstörungen, Übelkeit; seltener Durchfälle, Erbrechen, Schmerzen im Bauchraum, der Gelenke und Glieder. Dazu kommen substanzspezifische Beschwerden, wie etwa Krampfanfälle bei Babituratentzug.